Menschenleere Weiten, unberührte Natur, einsame Strände oder versteckte Wasserfälle – das sind klischeehafte Bilder, die man mit solch einer Reise, wie wir sie derzeit unternehmen, wahrscheinlich ebenso verbindet wie die Begegnungen mit anderen Kulturen. Dass solche paradiesischen Vorstellungen der Realität nicht immer nahe kommen, ist vielleicht nicht unbedingt überraschend und dennoch werden Sehnsüchte, traumhafte Naturlandschaften besuchen und am besten auch fotografieren zu können, immer weiter angefeuert. Mal ehrlich: wer hat nicht schon mal drauf geachtet, dass auf einem Foto nicht unbedingt die nebenan liegende Fabrik oder die ebenfalls anwesende Reisegruppe mit im Bild zu sehen sind. Wir möchten nur diesen einen Ausschnitt sehen, ablichten und weiterzeigen, welcher zu unserem Idealbild einer perfekten Naturlandschaft passt. So schüren wir die anfangs beschriebenen Assoziationen, welche uns auch in der Werbung oder von Reiseagenturen vorgegaukelt werden, immer weiter. Doch sind diese Idyllen tatsächlich verloren? Wann ist Natur überhaupt noch natürlich?
Ich selbst bin auf einem Bauernhof zwischen Freiburg und dem Schwarzwald aufgewachsen; in einer Umgebung, die ich stets als naturnah empfunden habe, inmitten von Feldern, durch die sich ein kleiner Bach windet und ringsherum die Berge, die das Dreisamtal säumen. In meiner Kindheit verschlug es uns zum sonntäglichen Familienausflug gerne auf umliegende Wanderwege. Mit Freunden traf ich mich draußen und abends kam ich mit dreckigen Klamotten nach Hause. Ich nehme also an, naturnah aufgewachsen zu sein. Als ich mit Beginn meines Studiums nach Frankfurt und später ins Rheinland gezogen bin, sehnte ich mich manchmal danach, in der Natur zu sein und dachte dabei häufig an meine Heimat. Ohne gehaltlose Vergleiche machen zu wollen, ist die Freiburger Region doch weitestgehend von hässlicher Großindustrie verschont geblieben. Zuhause sein verbinde ich daher noch heute damit, es nie weit in die Natur zu haben.
Doch was ist eigentlich ein Naturraum? Darf der Schwarzwald, der im Übrigen durch die dunkle Gestalt der Tannen zu seinem Namen kam, welche wiederum einst von Menschenhand gepflanzt wurden, da der ursprüngliche Mischwald einer großflächigen Rodung weichen musste… darf dieser Wald als Naturraum verstanden werden? Ist das noch natürlich oder ist diese Region nicht vielmehr eine Kulturlandschaft? Hier würden vermutlich die Nationalparkverwaltung Schwarzwald, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Teile dieses Waldes zu schützen, oder auch Akteure aus der Tourismusbranche, die gerne mit Erholung in unberührter Wildnis werben, widersprechen bzw. eben dieses Bild der Ursprünglichkeit in den Vordergrund stellen. Es ist also nicht immer ganz einfach, die Frage der Natürlichkeit zu beantworten, denn sicherlich spielen dabei auch häufig unterschiedliche Interessen und Perspektiven eine Rolle. Was bedeutet Natur für dich?
Seit einiger Zeit beschäftigt uns nun schon diese Frage, da wir auf unserer Reise immer wieder mit Konflikten rund um die Natur konfrontiert werden und so war es naheliegend, dieser Thematik eine eigene Rubrik auf unserem Blog einzuräumen. Gleichzeitig interessiert es uns auch, was Euch hierzu einfällt und was Euch bewegt. So entsteht im Laufe der Zeit ein Sammelsurium von Essays, Interviews, Fotogalerien sowie interaktiven Gedanken und Kommentaren.
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Lisa (Freitag, 27 April 2018 21:56)
Hallo ihr Lieben, danke für euren schönen Beitrag. Das Lesen hat wieder Spass gemacht.
Natur bedeutet für mich fern von Lärm und Schmutz. Mehr Grün, viele Tiere, Ruhe, Weite, wenige Menschen und Entschleunigung. Natürlich ist mir klar, dass es in der Natur auch ganz anders sein kann. Meine ersten Assoziationen zur Natur sind geprägt durch unser Leben mitten in der Stadt.
Ich wünsche euch auf eurer Reise noch viele spannende und schöne Momente in der Natur :)
Liebe Grüsse aus Hamburg
Lisa